Ein rätselhafter Schimmer

Eine zauberhafte Zeitreise

Ein bisschen Geschichtsunterricht, viel gute Unterhaltung, eine faszierende Form der Präsentation, versüßt mit Humor - das alles erlebten die Besucher der "poetischen Amüsier-Schau des Berlins der Zwanziger Jahre" in Erkrath.
Die neanderland BIENNALE 2021 hatte ursprünglich in die Stadthalle eingeladen. Doch der Starkregen hatte dem Parkettboden der Stadthalle zugesetzt, so dass man kurzfristig in die Aula des Gymnasiums am Schulzentrum auswich. Auch dieser Ort erfüllte eine wichtige Voraussetzung für die Aufführung: Die komplette Abdunkelung des Raumes. Denn das Besondere an dem Programm war die einzigartige Mischung verschiedener Künste: Zeichenkunst gepaart mit Musik.
Der Buchkünstler Robert Nippoldt nahm zusammen mit den Musikern des Trios Größenwahn die Zuschauer mit in das Berlin der 1920er Jahre. Seine teils live auf das Blatt gezeichneten Bilder wurden mit einer Kamera auf eine große Leinwand projeziert und im flotten Wechsel wurden diese zur Musik lebendig. Um das Tempo zu steigern, legte Nippoldt bereits fertig gezeichnete Bilder oder Textstücke auf die Fläche - es wurde nie langweilig. Einen besonderen Höhepunkt erreichte das Spiel mit der Präsentation der 12 Kanzler in den 14 Jahren der Weimarer Republik mit der Dauer ihrer Amtszeit: Ein Monat Amtszeit wurde in einer Sekunde mit amüsanten Besonderheiten der Kanzler dargestellt. Heinrich Brüning war z.B. der einzige Kanzler ohne Bart. Mit der Fülle der Hintergrundbilder, die schier endlos über die Fläche gezogen wurden, und der Unmengen an Papierschnipseln, die alle zum richtigen Takt in der richtigen Reihenfolge auf das Bild gelegt wurden, wuchs der Respekt für die enorme Vorarbeit und die Koordination der Utensilien. Das Team hat das vielfältige Zusammenspiel perfekt beherrscht. Dazu musikalische Klassiker, die im Wechsel vorgetragen wurden. Ein bezaubernder Abend, der mit Standing Ovations beendet wurde.